Weltraumtechnologien, -daten und -dienste sind aus dem täglichen Leben der europäischen Bürgerinnen und Bürger nicht mehr wegzudenken, aber auch sicherheitskritische Anwendungen im Bereich der Landesverteidigung und der inneren Sicherheit sind von diesen Technologien abhängig. Je größer die Abhängigkeit von Positionsbestimmung, Navigation und Zeitfestlegung (PNT) wird, desto größer wird auch die Gefahr von unbeabsichtigten und absichtlichen Störungen und Täuschungen. Der Weltraum oder präziser Weltraumtechnologien sind neben Cyber, Meer, Land und Luft zu einem strate-gischen Operationsfeld, sowohl in Friedens- wie in Krisenzeiten, geworden. Die Entwicklung neuer, sowie die Modernisierung bestehender Globaler Navigationssatellitensystem (GNSS), verdeutlicht dies. Das europäische System Galileo wurde, unter anderem, mit dem Ziel entwickelt unabhängig von anderen Staaten (USA, Russland, China) zu sein.
Die geographisch begrenzte Störung von (satellitengestützten) PNT-Informationen durch einen Gegner, bei gleichzeitiger Gewährleistung der Resilienz der eigenen Systeme, ist Ziel von Navigation Warfare. Die Verwendung von GNSS Störsendern im zivilen Bereich beschränkt sich derzeit noch vorwiegend auf Jamming. Da jedoch die Nutzung von GNSS und PNT in Zukunft noch weiter steigen wird, ist davon auszugehen dass Jamming aber auch Spoofing - das gezielte verfälschen von PNT-Information - weiter zunehmen werden. Navigation Warfare hätte somit auch Auswirkungen auf die Nutzung von PNT-Systemen im öffentlichen aber auch zivilen Bereich. Die Folgen einer GNSS Störattacke sind neben einem totalen Verlust der PNT-Fähigkeiten, Eigengefährdung, Kollateralschäden und Führungs-probleme und wurden im Rahmen von Forschungsprojekten untersucht und mehrfach eindrucksvoll, unter anderem am Truppenübungsplatz des Österreichischen Bundesheeres Seetaler Alpe, demonstriert. Diese einzigartige Möglichkeit, Testkampagnen rund um GNSS Bedrohungen durchzuführen, die Daten zu analysieren und darauf aufbauend neue Technologien und Verfahren zu entwickeln, hat Österreich internationales Ansehen gebracht. Die Resultate der bisherigen Aktivitäten zeigen dass, für eine erfolgreiche Spoofing-Attacke, neben einem tiefen Verständnis für GNSS und ausgeklügelten Algorithmen auch die Fähig-keiten der zu störenden PNT-Anwendungen berücksichtigt werden müssen. Dies bedeutet dass nicht nur satellitengestützte Verfahren betrachtet werden dürfen, sondern ebenso terrestrische und hybride Verfahren. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit die Fähigkeiten, die Navigation Warfare in Österreich bieten muss, zu erheben, die technischen, organisatorischen und ökonomischen Möglichkeiten zu evaluieren und mögliche Umsetzungsstrategien zu erarbeiten. Im Rahmen dieses industriellen Forschungsprojekts sollen die Aspekte und Anforderungen an ein Navigation Warfare Center in Österreich ausgearbeitet und der Mehrwert im Rahmen eines Proof-of-Concepts erprobt werden. NavWaC leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherstellung korrekter PNT-Dienste sowie zum Risikomanagement und Gegenmaßnahmen bei Störangriffen in dem das Thema Navigation Warfare in Österreich forciert wird und Strategien sowie Verfahren hinsichtlich einer Testumgebung ausgearbeitet werden. Mit Hilfe eines Navigation Warfare Testzentrums ist es möglich die Gefahren und das Risiko im Fall von Störattacken zu testen und zu quantifizieren aber auch Gegenmaßnahmen (Schutz) und Gegenangriffe zu erproben. Auch können bereits in der Missionsplanung Einschränkungen von PNT-Diensten erprobt werden. Damit ist es möglich, in einem definierten Testrahmen unter Verwendung von realistischen Szenarien Nutzer auszubilden und so einen Schutz vor Navigation Warfare zu bieten.